Das Widerstandsfestival

Was ist Remmidemmi?

Klimakrise, Corona, Krieg in Europa: Nie waren in den letzten Jahren mehr Menschen auf der Straße, um politisch für oder gegen etwas zu demonstrieren, nie wurde in der jüngsten Vergangenheit mehr und konträrer über Widerstand in unserer Gesellschaft diskutiert. Für das Widerstandsfestival Remmidemmi hat das Theater und Orchester Heidelberg Stückaufträge vergeben, in denen zehn Autor*innen danach fragen, was Widerstand ist und wo er geleistet werden muss. Die Dramatiker*innen verbinden subjektive Perspektiven mit gesellschaftspolitischen Denkansätzen. 

Vervollständigen wird das Festival eine deutschsprachige Erstaufführung mit internationalem Blick – »La Linea« des belgischen Autors Michael Bijnens und ein Beitrag der ukrainischen Autorin Oksana Sawtschenko, den wir als Audiowalk präsentieren.

Wie funktioniert das Festival?

Sie entscheiden sich für eine von sechs Routen. Je nachdem, welche Route Sie wählen, startet Ihre Festival-Tour an einem anderen Ort: Entweder im Zwinger (Route 1 und 2), auf dem Theaterplatz (Route 3), im Mark Twain Center (Route 4), in der Chapel (Route 5) oder in der Alten Anatomie (Route 6). Egal, wo es losgeht, Sie werden von Festival-Guides von  Veranstaltung zu Veranstaltung geführt. Auf jeder Route erleben Sie drei Stücke und lernen unterwegs unterschiedliche Aspekte von Widerstand kennen – als Boykotteur*innen, Dissident*innen, Tortenwerfer*innen, Aktivist*innen, Guerillas, Whistleblower*innen. Das Rahmenprogramm und die Routengestaltung inszeniert die Regisseurin und Festivalkuratorin Dorothea Schroeder.

Zum Schluss treffen sich alle Routen auf dem Theaterplatz, um gemeinsam im Marguerre-Saal die Uraufführung »Das Licht der Welt« zu sehen. Hinterher gibt es bei Party oder Chill-out die Gelegenheit zum Austausch darüber, was auf den jeweils anderen Routen los war.

Welcher Widerstandstyp sind Sie? Welche unentdeckten Seiten schlummern in Ihnen? Finden Sie Ihren eigenen Widerstand! Seien Sie wach, diskutieren Sie mit, mischen Sie sich ein! Bringen Sie Neugierde und bequemes Schuhwerk mit.

Viel Spaß bei Remmidemmi!

Wie ist Remmidemmi entstanden?

Im Zuge der Pandemie standen die Darstellenden Künste vor großen Herausforderungen: Theater mussten geschlossen bleiben, fertige Inszenierungen stauten sich an und freie Künstler*innen verloren ihre Engagements. Die ohnehin prekäre Situation vieler Akteur*innen im Kultursektor spitzte sich zu. Der Verband der Theaterautor*innen reagierte auf diese Entwicklung mit einem Hilferuf im November 2020: »Vergebt neue Stückaufträge – JETZT!« Die Autor*innen hatten ihre Rücklagen aufgebraucht und neue Aufträge wurden mehr als zaghaft vergeben. Da sich die Gesellschaft in einer völlig neuartigen Ausnahmesituation befand und nach wie vor befindet, braucht es dringend eine vielstimmige Reflexion dieser Transformationen: »Wir sind Gegenwartsspezialist*innen – also nehmt unsere Dienste in Anspruch!«, lautete der Appell der Dramatiker*innen.

Für das Theater und Orchester Heidelberg ist Gegenwartsdramatik auch jenseits des Heidelberger Stückemarkts essenzieller Bestandteil des Spielplans, sodass es den Verband der Theaterautor*innen beim Wort nahm und neun Aufträge für Stücke vergab, die alle bei Remmidemmi uraufgeführt werden.

Die thematische Setzung dieses Widerstandsfestivals geht auf ein historisches Ereignis zurück: Im Mai 2022 jährte sich zum 50. Mal der Anschlag der RAF auf das Hauptquartier der US-Streitkräfte auf dem Gelände der Campbell Barracks in der Südstadt. Dieser Anschlag forderte drei Todesopfer. Das Stück »Heidelberg 72 ff.« von Philipp Löhle beschäftigt sich dezidiert mit diesem Ereignis und wird im Mark Twain Center aufgeführt, in unmittelbarer Nähe des Geschehens vor 50 Jahren.

Hieraus ergab sich die Vorgabe an die anderen Autor*innen des Festivals, das Thema Widerstand inhaltlich weiterzuführen – wie haben sich in den letzten Jahrzehnten Widerstandsbewegungen verändert und wie unser Blick darauf?

Wie haben sich die Remmidemmi-Teams gebildet?

Teil des Festivalkonzepts war eine besondere Form der künstlerischen Auseinandersetzung: Kollektive Treffen mit den Autor*innen und den Regisseur*innen in Heidelberg haben Denkräume eröffnet und neue Allianzen gestiftet. Durch den engen künstlerischen Austausch aller Beteiligten haben sich fruchtbare Teams gefunden und zur Erarbeitung einer Inszenierung zusammengeschlossen.

Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit der Toneelacademie Maastricht, aus der sich Studierende für das Kostümbild verantwortlich zeigen und auch in die Teambildung mit einbezogen wurden.