Archiv der Stimmen

Ein europäisches Musiktheaterprojekt

Uraufführung
Uraufführung
Musiktheater
Zwinger 1
»Ein Stück Schnur, zu nichts zu gebrauchen« / Komposition von Oxana Omelchuk / Libretto von Daniela Danz / Interview: Ljudmila Ulitzkaja (Russland)

»Elisa« / Komposition von Mariachiara Di Cosimo und Emanuele Savagnone / Libretto von Adriana Altaras / Interview: Elisa Montessori (Italien)

»Thasos und Europa« / Komposition von Ferran Cruixent / Libretto von Emanuel Maeß / Interview: Vasilis Vasilikos (Griechenland)

[empfohlen ab 14 Jahren]

Angesichts der kontroversen Diskurse, die sich an der Zukunft der Europäischen Union entzündeten, gründete eine Gruppe von Autor*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen um die Schriftstellerin Nora Bossong und den Autor und Journalisten Simon Strauss, wissenschaftlich begleitet unter anderem von Aleida Assmann und Heinz Bude, den Verein Arbeit an Europa e. V., mit dem Ziel, den europäischen Gedanken zu erforschen und weiter zu tragen. Unter dem Projekttitel »Europäisches Archiv der Stimmen« führt der Verein seit 2018 Interviews mit Vertreter*innen der Jahrgänge 1920 bis 1945. Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft und Profession aus ganz Europa (und nicht nur aus den Mitgliedsstaaten) kommen zu Wort, darunter Prominente wie die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja, gesellschaftlich Engagierte und politische Aktivist*innen, die slowenische Shoa-Überlebende Eva Mosnakova, Politiker*innen, Wissenschaftler*innen, der bosnische Armeegeneral Jovan Divjak oder der vatikanische Kardinal Walter Brandmüller.

Sie alle eint der europäische Gedanke, den sie in den Interviews anhand ihrer persönlichen, oft durch Krieg, Verfolgung und Inhaftierung, existenzielle Not oder Heimatverlust geprägten Lebensgeschichte beleuchten. Alle diese Interviews sind nachzuhören und nachzulesen unter https://arbeitaneuropa.com/european-archive-of-voices/

Stimmen können auf vielfältige Weise in die Welt dringen, eine der ursprünglichen ist zweifelsohne die Musik, der Gesang. So entstand die Idee, aus den Interviews theatralisch wirksame Geschichten herauszufiltern und sie namhaften Autor*innen zur Libretti-Ausarbeitung und Komponist*innen den Auftrag zur Vertonung zu geben. Opernhäuser in ganz Europa sollen für eine Kooperation gewonnen werden, so dass möglichst viele Stimmen und deren Geschichten einem großen Publikumskreis unterschiedlicher Generationen zugänglich und auf einer Bühne erlebbar gemacht werden können.

Den Startschuss für dieses Musiktheaterprojekt gibt das Theater und Orchester Heidelberg mit einem Musiktheaterabend, der drei der Interviews von je drei Kompositions-/Libretto-Teams vereinen soll.

Musikalische Leitung
Regie und Bühne
Kostüme
Sounddesign
Dramaturgie
»Ein Stück Schnur, zu nichts zu gebrauchen«
»Elisa«
»Thasos und Europa«
Studienleitung
Johannes Zimmermann
Musikalische Einstudierung
Johannes Zimmermann, Paul Taubitz, Hanna Klose, Kens Lui
Kostümassistenz
Nora Kirchmeier
Regieassistenz / Inspizienz
Morgan Ashkenazy
Technische Leitung Zwinger
Roberto Martinez
Technische Mannschaft
Christian Brecht, Alexander Dressler, Jonah Fellhauer, Christian Raudzis, Roland Rogg, Kristin Rohleder, Martin Rohr, Andreas Schulz, Niklas Ott
Leiter der Beleuchtungsabteilung
Ralf Kabrhel
Leiter der Tonabteilung
Alexander Wodniok
Tonmeister
Chris Stader
Leitung der Requisite
Anna Waldenmaier, Jürgen Kohl-Wilz (Stellv.)
Requisite
Wolf Brückmann
Leiterin der Kostümabteilung
Katharina Kromminga
Stellv. und Kostümmalerin
Kristina Flachs
Leiterin der Ankleiderei
Pia Derbani
Damen-Gewandmeisterin
Dagmar Gröver
Herren-Gewandmeisterin
Alexandra Partzsch
Chefmaskenbildnerin
Kerstin Geiger
Abendmaske
Marlene Miensopust
Leiter des Malersaals
Dietmar Lechner
Theaterplastiker
Dmitry Sludyanin
Leiter der Dekorationswerkstatt
Markus Rothmund
Leiter der Schlosserei
Karl-Heinz Weis
Leiter der Schreinerei
Klaus Volpp

Eine Einführung von Ulrike Schumann können Sie hier hören.

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Trailer von Siegersbuschfilm

Dass es hier »so vollumfänglich gelingt«, aus einem »dokumentarischen Projekt ein theatralisches« zu machen, und »jeder, auch die Musik, eine Rolle findet«, sei nicht selbstverständlich, bemerkt Jesper Klein in der Rhein-Neckar-Zeitung (24. Mai 2023). Dieses Musiktheater zum europäischen Gedanken sei »offenkundig gegenwärtig«, ohne sich aber »zeitgeistig oder aktivistisch« geben zu müssen. Dabei mache das Philharmonische Orchester Heidelberg unter Dietger Holm »einen herausragenden Job« und Theresa Immerz und Lars Conrad spielten in allen Kurzopern »großartig«, es werde »anspruchsvoll vierteltönig« gesungen. »Lang anhaltender Beifall für einen besonderen, Impulse gebenden Abend, an dem die Kunst zum Nachdenken, aber auch zum Handeln anregt«, meint der Rezensent.

Dass Europa »geteilter Gedächtnisraum, [...], persönliche Erfahrung« sei, verdeutliche die Uraufführung in Heidelberg, schreibt Byörn Hayer in der Tagespost (25. Mai 2023). »Verbildlicht« würden die Erzählungen durch eine »ingeniöse Kulisse«, in der die einzelnen Episoden »gleitend« ineinander übergingen, so wie auch Europa »immer im Wandel begriffen« sei. Die »Vielstimmigkeit« Europas spiegele sich im »Farbenreichtum« der Sänger*innen; Dietger Holm dirigiere das Philharmonische Orchester Heidelberg »fabelhaft und kochkonzentriert«. Der Abend habe »Wucht« und sei ein »sehr europäisches Plädoyer auf die Notwendigkeit, aus der Geschichte die richtigen Lehren zu ziehen«.