Das Stillleben
von Caren Jeß
Kurpfälzisches Museum
Eine Geisteswissenschaftlerin steht vor einem Gemälde. Einem Stillleben. In diesem Stillleben sitzt der Protagonist. Nennen wir ihn Frank. Ein Musterbeispiel seiner Epoche – dem Biedermeier. Aber das 19. Jahrhundert ist vorbei. Wir leben in keiner Monarchie mehr und Autoritäten lehnen wir ab. Wir bilden uns gerne eine eigene Meinung! Oder, Frank? Aber was ist übriggeblieben vom Rückzug ins Private? Sofalandschaften sind spätestens seit der Pandemie erneut zum beliebtesten Rückzugsort der Mittelschicht geworden, und erlebt nicht der sogenannte Spießer sein Revival? Draußen brennt’s und keiner reckt die Fäuste hoch. Woher kommen diese Politikverdrossenheit und die Angst, Dinge endlich zu verändern, die so dringend einer Zeitenwende bedürfen? Wann beginnt der Kampf für den erforderlichen Wandel? Wahrscheinlich, wenn es zu spät ist. Oder ist es das nicht schon?
Caren Jeß seziert den gesellschaftlichen Wandel und dessen Nebenwirkungen. »Das Ringen um mehr Gerechtigkeit verharrt im Schwitzkasten reaktionärer Verhältnisse. Die Menschen ziehen sich von Zeit zu Zeit neue Klamotten an, aber innerlich bleiben sie dieselben.«
Caren Erdmuth Jeß studierte Deutsche Philologie und Neuere deutsche Literatur in Freiburg und Berlin. Als Dramatikerin trat sie das erste Mal 2017 in Erscheinung, als sie mit ihrem Stück »Deine Mutter oder Der Schrei der Möwe« den dritten Platz des Osnabrücker Dramatikerpreises belegte. Mit »Bookpink« gewann sie 2018 die Residency des Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik, war für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und wurde zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres erklärt. Außerdem gewann sie den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis für ihr Stück »Der Popper«.
»Das Stillleben« wird uraufgeführt im Rahmen von Remmidemmi. Das Widerstandsfestival und ist am 7., 8. und 9. Oktober 2022 zu sehen auf Route 1: Boykotteur*innen.
Der Festivalpodcast »Remmidemmi/Hinterbühne« gibt Einblicke in die Köpfe hinter den Stücken.
Im Gespräch beim Podcast #03: Caren Jeß, Michael Letmathe und Tuğsal Moğul

Trailer von Siegersbusch Film