Der Besuch der alten Dame

Eine tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt / Mit Texten aus »Erinnerung eines Mädchens« von Annie Ernaux

Schauspiel
Marguerre-Saal
[empfohlen ab 16 Jahren]

Sie ist wieder da. Ein ganzes Menschenleben liegt zwischen Jugendzeit und Gegenwart der alten Dame. Jetzt ist sie zurück in ihrer Heimatstadt. In Güllen. Was damals geschehen ist, beherrschte ihren Lebensweg. Nun soll es endlich auch das Leben ihres damaligen Liebhabers beherrschen – und beenden.

Multimilliardärin Claire Zachanassian, ehemals Kläri Wäscher, und Alfred Ill treffen also in Güllen wieder aufeinander. Zuletzt sahen sie einander vor Gericht, als Ill die Vaterschaft ihres gemeinsamen unehelichen Kindes leugnete und Kläri ins soziale Elend stürzte. Nun träumt die Bürgerschaft der bankrotten Stadt vom ganz großen Geld, das die steinreiche Rückkehrerin wohl hoffentlich sponsert. Sie macht es. Unter einer Bedingung …

Alexander Charim inszeniert nach »Peer Gynt« und »Ödipus« zum dritten Mal am Theater und Orchester Heidelberg. Seine Bühnenfassung kombiniert Dürrenmatts Klassiker des 20. Jahrhunderts mit einem Werk der aktuellen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux: Passagen aus »Erinnerung eines Mädchens« ergänzen das Stück in der Doppelfigur Claire Zachanassian/Kläri Wäscher.

Content Note / Hinweis zu sensiblen Inhalten

Zu dieser Produktion gibt es spielplanbegleitende Angebote aus dem Bereich Kunst & Vermittlung.

Bühne
Kostüme
Komposition
Lichtdesign
Ralf Kabrhel
Dramaturgie
Theaterpädagogik
Mareike Schneider
Claire Zachanassian
Kläri Wäscher
Ihre Gatten VII-IX
KobyLoby
Alfred III
Seine Frau
Seine Tochter
Sein Sohn
Der Bürgermeister
Die Pfarrerin
Sophie Melbinger Nicole Averkamp
Der Polizist
Pfändungsbeamter Glutz
Der Zugführer
Die Presse
Regieassistenz
Therese von Aretin / Florian Huber
Inspizienz
Joris Freisinger
Soufflage
Sarah Kreß
Bühnenbildassistenz
Ekaterina Degering
Kostümassitenz
Nele Bracht
Bühnenmeisterin
Michaela Abts
Technischer Direktor
Peer Rudolph
Assistentin des Technischen Direktors und Organisation
Aysha Tetzner
Technisches Büro, Assistentin der Technischen Leitung
Nadine Bork
Technischer Produktionsleiter
Jens Weise
Leiterin der Bühnentechnik
Michaela Abts
Veranstaltungsleiter Bühnentechnik
Andreas Murph Leirich
Leiter der Beleuchtungsabteilung
Ralf Kabrhel
Tonmeister*innen
Luisa Lange, Konstantin Springer
Leiterin der Kostümabteilung
Katharina Kromminga, Kristina Flachs (Stellv.)
Kostümmalerin
Kristina Flachs
Leiterin der Ankleiderei
Sabrina Flitsch
Gewandmeisterin Herren
Alexandra Partzsch
Gewandmeisterin Damen
Karen Becker
Chefmaskenbildnerin
Kerstin Geiger
Abendmaske
Ramona Bauer/Martina Hörz-Hagedorn, Kerstin Glinz/Daniela Werner
Stellvertretender Leiter der Requisite
Jürgen Kohl-Wilz
Requisite
Esther Hilkert, Frank Schwabe, Steffi Schumann, Josef Cernohous
Dekorationsbau
Werkstätten Theater und Orchester Heidelberg und Backstage Jonscher GmbH
Leiter des Malersaals
Dietmar Lechner
Leiter der Dekorationswerkstatt
Markus Rothmund
Leiter der Schlosserei
Karl-Heinz Weis
Leiter der Schreinerei
Klaus Volpp

Eine Einführung von Maria Schneider können Sie hier hören.

Bitte akzeptieren Sie Cookies, um diesen Inhalt anzuzeigen.

Trailer von Siegersbuschfilm

In seiner werktreuen Inszenierung habe Alexander Charim Dürrenmatts »messerscharfem Dialogwitz« vertraut, berichtet Volker Oesterreich in der Rhein-Neckar-Zeitung (21. November 2022). Gleichzeitig habe er die bekannte Handlung durch Passagen aus Annie Ernauxs autobiografischem Text »[ge]spiegelt und vertieft«, was den Abend auch zu einem »wirkungsvollen Beitrag der #MeToo-Debatte« mache. Die Titelfigur sei ein »gefundenes Fressen für Darstellerinnen des Fachs ›Charakter-Drachen‹« und dem »doppelgesichtigen Profil« aus »zynische[r] Schärfe und bittere[r] Komik« werde Christina Rubruck als Claire Zachanassian »mit Bravour gerecht«.

In theater.pur (online, 21. November 2022) kann Eckhard Britsch die Einbindung von Ernauxs Text gut nachvollziehen, denn »auch Ernaux sucht das eigene Ich aus den Verletzungen der Kindheit/Jugend zu ergründen, wie Claire Zachanassian in ihren eiskalten Rachegelüsten die Verletzungen ihres Ausgestoßenseins durch die kleinbürgerliche Gesellschaft zu heilen versucht.« Die Inszenierung habe die Titelfigur konsequent gespalten: Christina Rubruck gebe ihrer alten Dame »Kälte und Zynismus«, während Sheila Eckhardt die junge Kläri Wäscher mit »Sehnsucht und Ungeduld« ausgestattet habe, beispielhaft für die »Sinnsuche Heranwachsender«. Marco Albrecht habe seinen Alfred Ill »mit vielen Facetten« gestaltet und die Inszenierung zeichne den »Verfall einer sittlichen Ordnung […] sehr präzise« nach. Fazit des Rezensenten: »sehr viel und intensive[r] Beifall für wirklich gut gemachtes Bühnen-Handwerk«.

Einen »durchaus spannenden Abend« sah Ralf-Carl Langhals für den Mannheimer Morgen (21. November 2022). Dürrenmatts tragische Komödie, in der er gezeigt habe, was alles »zugedeckt, verschleiert, übersehen, ignoriert werden und unausgesprochen bleiben muss, damit das Wirtschaftswunder wahrwerden kann« funktioniere heute, zum Beispiel mit Blick auf »Gas- und Fußballfelder« noch »ebenso glänzend«. Die Regie habe sich »diese zu nahe liegende Aktualisierung« auch gespart, dafür aber »gewinnbringend« Ernauxs und Dürrenmatts Texte verknüpft.