Heidelberger Künstlerinnenpreis

Musikpreis der Stadt Heidelberg

Der Heidelberger Künstlerinnenpreis zählt zu den wichtigsten Kulturpreisen des Landes und ist weltweit der einzige Preis, der ausschließlich an Komponistinnen vergeben wird.

Im Jahr 2017 feierte der Heidelberger Künstlerinnenpreis sein 30. Jubiläum. 1987 von Roswitha Sperber gegründet, wird der Preis seit 2007 als städtischer Musikpreis von der Stadt Heidelberg verliehen und vom Theater und Orchester Heidelberg ausgerichtet, das jeweils ein Orchesterwerk der Preisträgerin im Rahmen eines Philharmonischen Konzertes zur Aufführung bringt. Der Deutschlandfunk als langjähriger Medienpartner zeichnet das Preisträgerinnen-Konzert auf und sendet es bundesweit zeitversetzt, gemeinsam mit einem Feature über die ausgezeichnete Komponistin. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro.

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury, die sich aus Persönlichkeiten mit fachlichen Kompetenzen auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik zusammensetzt und die vom Oberbürgermeister und Juryvorsitzenden bestimmt wird. Mitglieder von Amts wegen sind der Intendant des Theaters und Orchesters Heidelberg, Holger Schultze, und der Generalmusikdirektor der Stadt Heidelberg. Weitere Mitglieder sind Frank Kämpfer (Redakteur für Neue Musik, Deutschlandfunk), Prof. Walter Nussbaum (KlangForum Heidelberg), Ulrike Schumann und Thomas Böckstiegel (Operndirektion des Theaters und Orchesters Heidelberg) sowie Heike Hoffmann (Leiterin der Schwetzinger SWR Festspiele) sowie der Konzertdramaturg des Philharmonischen Orchesters Stefan Klawitter.

Unter den Preisträgerinnen finden sich namhafte Künstlerinnen wie Adriana Hölszky, Sofia Gubaidulina, Olga Neuwirth, Kaija Saariaho, Isabel Mundry und Jamilia Jazylbekova. Zuletzt erhielten Lucia Ronchetti (2014), Iris ter Schiphorst (2015), Chaya Czernowin (2016), Ying Wang (2017), Zeynep Gedizlioğlu (2018), Elena Mendoza (2019), Bettina Skrzypczak (2020), Karola Obermüller (2021), Lisa Streich (2022) und Farzia Fallah (2023) den Heidelberger Künstlerinnenpreis.

Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Ludwig Finscher bezeichnete den Preis als einen »der wichtigsten Kulturpreise des Landes … Die kluge Auswahl der Preisträgerinnen hat geholfen, Grenzen zu öffnen, Qualitätsmaßstäbe zu setzen, die stilistische Vielfalt zeitgenössischen Komponierens bewusst zu machen, arrivierte Komponistinnen zu ehren und junge Komponistinnen zu ermutigen, erlittenes Unrecht wieder gut zu machen, soweit das überhaupt möglich ist.«

Preisträgerin 2024 ist Kathrin A. Denner

Jurybegründung Heidelberger Künstlerinnenpreis 2024

Mit Kathrin A. Denner, geboren 1986, erhält den Heidelberger Künstlerinnenpreis 2024 eine Musikerin jener Generation, für die geschlechtsspezifische Benachteiligung oder technisch-mediale Berührungsängste nicht länger einer professionellen Laufbahn im Weg stehen.

Ungewöhnliches Detail ihrer Komponist*innenbiografie ist im Gegenteil die charakteristische, fast unübliche Verbindung mit gründlicher praktischer und theoretischer Ausbildung: sie studierte zunächst Trompete und Musiktheorie, auch Philosophie, schließlich aber Komposition bei vielseitig anregenden Lehrern wie Brandmüller, Rihm und zuletzt Schöllhorn. Darüber hinaus engagiert sie sich aus Überzeugung musikpolitisch.

Kathrin A. Denners Werkbiografie belegt bei großer, ja experimenteller Vielseitigkeit in vokalen und instrumentalen Genres, Theatermusik und Elektronik, eine außergewöhnlich enge praktische Zusammenarbeit mit ausführenden Musiker*innen und Veranstaltern.  

Ihre unter anderem durch das KlangForum Heidelberg (ur)aufgeführten Werke überzeugen immer wieder durch konzeptuelle Pragmatik, durch feinsinniges Materialbewusstsein, aber auch den Mut zu subtiler, manchmal provokanter Verfremdung.


Der Preis wird im Rahmen des 5. Philharmonischen Konzerts am 28. Februar 2024 verliehen, bei dem Denners »aerify« für Trompete und Orchester zur Uraufführung kommt.

5. Philharmonisches Konzert

Foto: Susanne Reichardt

Die Preisträgerinnen 1987 bis 2023

1987 Myriam Marbe, Rumänien
1990 Adriana Hölszky, Deutschland/Rumänien
1991 Sofia Gubaidulina, Russland/Deutschland
1992 Galina Ustwolskaja, Russland
1993 Ivana Loudová, Tschechien
1994 Ruth Schonthal, USA/Deutschland
1995 Younghi Pagh-Paan, Deutschland/Südkorea
1996 Ruth Zechlin, Deutschland
1997 Babette Koblenz, Deutschland
1998 Annette Schlünz, Deutschland
1999 Christina Kubisch, Deutschland
2000 Elzbieta Sikora, Polen/Frankreich
2002 Olga Magidenko, Deutschland/Russland
2003 Carolyn Breuer, Deutschland
2005 Roswitha Sperber, Deutschland
2007 Unsuk Chin, Südkorea/Deutschland
2008 Olga Neuwirth, Österreich
2009 Kaija Saariaho, Finnland/Frankreich
2010 Misato Mochizuki, Japan
2011 Isabel Mundry, Deutschland
2012 Jamilia Jazylbekova, Kasachstan
2013 Maria Panayotova, Bulgarien
2014 Lucia Ronchetti, Italien
2015 Iris ter Schiphorst, Deutschland
2016 Chaya Czernowin, Israel
2017 Ying Wang, China
2018 Zeynep Gedizlioğlu, Türkei
2019 Elena Mendoza, Spanien
2020 Bettina Skrzypczak, Polen/Schweiz
2021 Karola Obermüller, Deutschland/USA
2022 Lisa Streich, Schweden
2023 Farzia Fallah, Iran/Deutschland